Selbstgespräch - ich frage mich


Wie bist du zur Fotografie gekommen?


Schon als Kind bekam ich meine erste Pocketkamera mit diesen lustigen Blitzwürfeln, die man immer ein viertel weiter drehen musste und nach 4 Blitzen weg geworfen hat. Angefangen also schon als Kind und bin dann mehr oder weniger intensiv dabei geblieben. Seit ca. 4 Jahren habe ich es immer stärker ausgeweitet und seit 2 Jahren besitze ich zusammen mit meiner Freundin ein eigenes kleines Studio.



Was fotografierst du am liebsten?


Menschen, ganz klar. In allen erdenklichen Varianten. Hochzeiten, Paarshootings, Portraits, außergewöhnliche Bilder, Dessous/Akt, Babybauchfotografie. Mich freut es, wenn sich die Fotografierten auf den Bildern wieder erkennen und dennoch sagen „Bin das wirklich ich?!“ Es macht einfach Spaß mit Menschen zu shooten und gemeinsam tolle Fotoideen umzusetzen und später zu sehen, dass man tolle Ergebnisse zusammen erreicht hat. Aber auch die Nachtfotografie, die Lichter einer Stadt einzufangen ist ein schöner Bereich, den man auch in Shootings einbringen kann.



Fotografierst du lieber im Studio oder Outdoor?


Beides hat seinen Reiz und auch seine Zeit, auch wenn ich schon viele Outdoorshootings im Winter hatte (sogar im Aktbereich) ist es doch „on Location“ im Sommer einfach angenehmer, vor allem für das Model. Outdoor kann man tolle Bildideen umsetzen und man muss immer nach guten Locations Ausschau halten, es ist zum Teil anstrengend oder es gibt Zuschauer – Outdoor gibt es immer wieder neue Herausforderungen. Im Studio kann ich mein Licht perfekt steuern, es ist warm und es gibt frischen Kaffee – ihr seht also, alles hat seine Vorteile ;-)



Verdienst du mit der Fotografie dein Geld?


Nein, auch wenn ich für Shootings und Workshops Geld verlange, so bin ich weit davon entfernt mit der Fotografie wirklich Geld zu verdienen oder gar davon leben zu können. Die Kosten in diesem Bereich sind immens.

Kamera und Objektive, das ist jedem klar. Hinzu kommen jedoch noch eine ganze Menge anderer Posten, an die viele Leute gar nicht denken, wenn sie Shootings bei mir anfragen.



Möchtest du es in naher Zukunft hauptberuflich machen?


In der Fotografie hauptberuflich Fuß zu fassen ist relativ schwer und meistens ein langer Prozess, bis vor 1-2 Jahren hätte ich daher mit Nein geantwortet. Inzwischen nimmt Fotografie aber einen recht großen Teil meiner Zeit ein und ich bin durch private und gesundheitliche Gründe nicht mehr darauf erpicht mein Leben im 3-Schicht Betrieb meines ursprünglichen Berufes zu verbringen. Daher antworte ich mit einem absolut klaren: „Wenn es sich ergibt, könnte ich mir das evtl. vorstellen!“ ;-) Zumal ich Gefallen an der freien Arbeit und Umsetzung meiner Ideen gefunden habe und mich jedes mal freue, wenn ich wieder positive Resonanz nach einem Shooting oder Workshop bekomme. Mit Menschen arbeite ich deutlich lieber als mit Maschinen, wie bisher im ursprünglichen Beruf.



Welche Kamera benutzt du?


Derzeit fotografiere ich mit 2 Nikon D-SLR und entsprechenden Objektiven. Du fragst aber doch auch selten beim Taxidienst nach, welchen Wagen der Fahrer nutzt, oder? Wichtig ist dir doch, dass du bequem und sicher ankommst und der Kerl nicht wie der letzte Henker fährt!

So ist das in der Fotografie auch, die Kamera ist mein Werkzeug, ich muss es bedienen können. Kann ich das nicht – bekomme ich keine guten Bilder. Mit keiner Kamera.

Das erkläre ich auch immer wieder in meinen Workshops und empfehle daher jedem, der in das Hobby einsteigen möchte, entsprechende Kurse. Mit viel Zeit und Fleiß geht vieles in der heutigen Zeit sicher auch über Learning by Doing, Bücher und Youtube.

Workshops vermitteln Wissen aber gezielt und gebündelt und führen deutlich schneller und vor allem frustfreier zum Ziel, außerdem lernt es sich in einer Gruppe immer leichter, lustiger und mit viel Austausch. Ich spreche da aus Erfahrung und das von beiden Seiten aus gesehen ;-)



Du siehst nicht aus wie Schwiegermutters Liebling, wie reagieren die Menschen auf dich als Fotograf?


Da fragst du am besten einfach die Leute die bei mir waren. Ich versuche Schubladendenken zu vermeiden, du darfst also auch gern im Anzug zu mir ins Studio kommen, ich bin da sehr tolerant.

Im Ernst, mit meinen Kunden/Models und Workshopteilnehmern werde ich immer recht gut warm, da ich ein freundlicher und offener Typ bin und gerne neue Leute kennenlerne. Die meisten merken recht schnell, dass ich netter sein kann, als ich ausschaue. Betonung liegt hier auf „kann“ ;-)



Warum sind Fotoshootings immer so teuer, die dauern doch meistens nur 1-2 Stunden?


Die 1-2 Stunden Shootingzeit ist das was der Kunde davon mitbekommt, evtl. bemerkt er noch, dass ich zu Hause auch noch was an den Bildern zu tun habe.

Aber dröseln wir mal ein wenig auf. Ich habe ein kleines Studio, das kostet Miete. Das sind die ersten laufenden monatlichen Kosten, dazu kommt dann Verbrauchsmaterial wie Hintergründe, Akkus, Software Abos für die Bearbeitung, Kleinigkeiten von Amazon usw.

Einen großen Posten nimmt natürlich auch die Ausrüstung ein, Kameras, Objektive, Blitzanlagen, Lichtformer, Reflektoren, Stative, uvm. Es ist (leider) nicht mit einer 200 Euro Kamera vom Planetenladen getan.

Zeitlich nimmt schon das Shooting an sich, ca. 1/2 Stunde mehr Zeit in Anspruch als es eigentlich für den Kunden dauert, dazu kommt dann noch die Zeit die ich zu Hause in der Nachbearbeitung sitze, das können im Extremfall bei einer Hochzeitsreportage schon mal 10-12 Stunden „extra“ werden, bei einem „normalen“ Studioshooting ist es etwa die Zeit die ich auch geshootet habe. Sprich aus einem 60 Minuten Shooting, werden für mich ca. 2 ½ Stunden Arbeit. Dazu kommt dann noch der ganze Kram, den ich euch eigentlich nicht berechnen kann, wie Bilderupload der fertigen Bilder, Emails beantworten, freie Projekte, Facebookseite pflegen, Archivierung, geplatzte Termine, Fortbildung, Locations suchen uvm.

Da relativiert sich der Preis für ein Shooting schnell, ganz so leicht verdient ist das Geld auch als Fotograf nicht ;-)



Gibt es Sprüche, die du nicht mehr hören möchtest?


Hast du soviel Zeit mitgebracht? Also mal ein paar Sätze, ohne Wertung der Reihenfolge, die Fotografen nicht ganz so gerne hören:

Mit der Kamera würde ich auch tolle Bilder machen – Du hast immer junge/nackte Frauen vor der Kamera, cooler Job – Ach, auf den Auslöser drücken kann ich auch – Mein Handy macht auch tolle Fotos – Soviel Geld für nur 2 Stunden Shooting/Arbeit? - Für meine Hochzeit, hab ich als Fotografen den Klaus, der Klaus ist der Onkel vom Freund meines Bruders und der hat nämlich auch eine super Kamera – Wieso bekomme ich denn nicht alle Fotos? - Ich kann die Bilder auch selbst bearbeiten, ich hab ja Picasa – Ich lasse die Fotos bei DM ausdrucken


Das ließe sich noch eine ganze Weile so fort führen.


Ich danke mir für dieses Gespräch ;-)